Hallo Centovalli

So lautete der Titel meines ersten Blogbeitrags in der vierten Version dieser Website. Ich habe damals nach Ideen gesucht, um aus dem Tal zu berichten. Viel Naheliegendes gab es dabei zu erzählen. Aber über die Jahre sind die Inputs dünner geworden und Aussenstehende gab es nur sehr wenige, die mir neue Hinweise geben konnten. Nach 25 Jahren Website und Webcam aus meiner zweiten Heimat ist nun bald Schluss.

Nun, man darf ja auch mal aufhören – ohne künstliche Lebensverlängerung. Mein leider verstorbener Lieblingsdichter Leonard Cohen hätte dazu trocken bemerkt: „I closed the book on us…“ Damit wird die Website in die ewigen Jagdgründe übergehen und Platz machen für neue Beiträge aus der KI-Welt, welche meinen Blog sicher schon längst inhaliert hat.

Es sind zwei Menschen, die ich hier besonders verdanken möchte: Kurt Hutterli, der Exil-Schweizer-Schriftsteller aus dem kanadischen Okanagan Valley. Er hat mit seinem Blog «Von Tal zu Tal» https://kurt-hutterli.ch/blog immer wieder zum Centovalli Bezug genommen. Sein Universum reicht weit und weiter und eigentlich ist sein Blog ein richtiger Blog, im Gegensatz zu meinem. Denn er erzählt von alltäglichen, geschichtlichen und besonderen Begegnungen, die immer einen persönlichen Bezug aufweisen. Kürzlich hat er nach dem Centovalli-Brautgeschenk auch noch seinen Kindheitskoffer ausgepackt (ISBN 9783907339343). Mit so einem Füllmaterial könnte ich euch auch noch jahrelang Geschichten erzählen… https://kurt-hutterli.ch/wp-content/uploads/2024/10/Der-Kindheitskoffer.pdf

Der andere Supporter lebt wie ich in Costa, aber am anderen Ende oder eben am Anfang des Centovalli in Costa Pila: Hanspeter Hitz, mit seinen breit gefächerten Webseiten https://centovalli-ferien.ch und http://mehr-werte.ch . Er hat «La Regione» und die «Tessiner Zeitung» fleissiger gelesen als ich und mir immer wieder Anregungen für Blogbeiträge zukommen lassen. Vielen Dank dafür! Leider habe ich es bisher nicht geschafft, die weniger als 20 km Weg unter die Füsse oder unter die Räder zu nehmen, um ihn einmal zu besuchen. Aber das bleibt ein Vorsatz nach der Pensionierung meiner Website…

Abschied nehmen heisst es leider auch vom Blick zum Gridone durch die Webcam. Sie hat mich in den letzten Jahren am meisten Nerven gekostet. Das wilde Tal hat mit seinen Unwettern immer wieder Pannen verursacht und mag es wohl nicht, ganztags beobachtet zu werden. Tröstlich, dass es noch viele andere Webcams gibt, welche Einblick ins aktuelle Wetter der Region gewähren: https://www.bergfex.ch/sommer/ascona-locarno-lago-maggiore/webcams/

Wer den einen oder anderen Blog-Beitrag gerne behalten möchte, kann bis Ende Jahr für ausgewählte Seiten oder Beiträge den „Teilen-Button“ unterhalb jeder Seite und jedes Beitrags (vor den Kommentaren) zum Erstellen von PDF’s verwenden – der Button ist nur sichtbar, wenn Du zuvor auf den Titel des Beitrags klickst. Es gibt über hundert Beiträge zu lesen…

«Schauen wir mal, dann sehn wir schon», denn Totgesagte leben bekanntlich länger! Herzlichen Dank für eure Lese-Treue, bleibt gesund und tragt den Centovalli Sorge!

Es hat viel Spass gemacht,
Robert Zuber

Wichtige Mitteilung der Gemeinde zur Gefahrensituation u.a.

Nach den schweren Unwettern im Maggiatal hat die Gemeinde Centovalli beschlossen, ein Alarmsystem für das Tal über WhatsApp einzurichten. Ich empfehle euch dringend diese Mitteilung auf deutsch oder auf italienisch zu lesen und den Coupon mit eurer Telefonnummer einzureichen.

Im weiteren eröffnet die Gemeinde Centovalli neu einen „elektronischen Schalter“ für die Bewohnerinnen und Bewohner des Tals. Damit können gewisse Amtsgeschäfte digital erledigt werden. Lies dazu das Merkblatt der Gemeinde – leider nur in italienischer Sprache.

Die Gemeinde hat bereits vor einem Jahr eine Communiqué zur Bauzonenverordnung veröffentlicht (bei den Aktualitäten etwas runterscrollen).
Im Juli dieses Jahres erfolgte ein Update dazu, welches ich euch hier in einer Deepl-Übersetzung zukommen lassen. Ehrlich gesagt blicke ich da nicht ganz durch, was die Gemeinde mit diesem Schreiben genau bezwecken will…

Im Rahmen der Bekämpfung invasiver Flora und Fauna hat die Gemeinde Centovalli erneut Warnungen zum Japankäfer publiziert. Du kannst sie hier abrufen: 1, 2, 3 und 4.
Zur Tigermücke braucht man nichts mehr zu sagen… Die vergnügt sich zwischenzeitlich bereits in Costa Borgnone.

Tigermücke legt auch in Costa Borgnone ihre Eier in stehendes Wasser.

Und zum Schluss noch eine gute Neuigkeit vom Kanton Tessin zur Perspektive für die Seilbahnen im Tal. Hanspeter Hitz aus Costa sopra Intragna hat mir freundlicherweise einen Artikel aus „La Regione“ (deutsch und italienisch in einer Datei) zukommen lassen. Mit den futuristischen Kabinen ist leider „ausser Spesen nichts gewesen“…

Was für ein Wetter!

Nein, für einmal keine Klagen über das Wetter, sondern ein Loblied auf Heinz Wetter! Seit ein paar Jahren lebt der jung gebliebene Pensionär im Centovalli, genauer gesagt in Verdasio, wo er nicht etwa die Beine hochlagert, sondern mit viel Mut einen seiner vielen Träume verwirklicht hat.

Heinz Wetter

Im Frühjahr 2024 hat er die Chance gepackt, das leerstehende schmucke Grotto „Al Pentolino“ in Verdasio zu pachten. Früher in der Baubranche tätig, musste er für den Schritt in die Gastronomie vorerst nach Unterstützung suchen. Er fand sie mit der seit einigen Jahren in der Osteria Grütli erprobten jungen Gruppe (SNC). Einiges wird in Camedo gekocht, anderes im Pentolino selbst angerichtet. Die beiden Köche Valerio di Tonno und Andrea Mena bewirten die Gäste zwischen Ende April und Ende Oktober von Freitag bis Sonntag, mittags von 10.30 Uhr bis 20 Uhr abends. Am Sonntag gibt’s jeweils ein spezielles 4-Gang Pranzo. Reservieren lohnt sich (091 780 80 90 oder grotto@pentolino.ch), ein Besuch für Freunde des Centovalli „ein Muss“. Weitere Infos auf pentolino.ch

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Ein Büsciòn gibt’s bereits für CHF 9, ein Glas passenden Merlot dazu für CHF 8. An warmen Speisen kommt auf den Teller was das Tessiner Herz begehrt, von der Polenta mit Eintopf über die Parmigiana di melanzane bis zur klassischen Lasagne. Den Espresso gibt es fast zum italienischen Preis von CHF 2.50. Nebst der „normalen“ Weinkarte gibt es zusätzlich eine Spezialtäten-Weinkarte mit verschiedensten edlen Tropfen. Und für unverbesserliche Deutschschweizer sogar eine Auswahl von „Vini Zücchin“. Als einzigen Wermutstropfen muss man mit den Büsciòn aus dem Muggiotal Vorlieb nehmen, wo doch die „Capra Contenta“ so nahe läge.

Das schmucke Grotto
indoor und
outdoor
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Leider fährt kein Bus von der Bahnstation Verdasio zum Pentolino. Doch das Grotto bietet für den sonntäglichen Pranzo exklusiv einen Shuttle Bus an. Wenn das kein Service ist! Und wer zu Fuss unterwegs ist, bekommt den Verdauungsspaziergang kostenlos dazu.

Die Neueröffnung des Pentolino ist eine tolle gastronomische Bereicherung für das Tal – wobei die Träume von Heinz Wetter noch nicht ausgeträumt sind: Was in all den Dörfern des Centovalli fehlt, ist ein kleines Negozio für den Hausgebrauch. Vielleicht dient Ursula aus Intragna als Vorbild oder gar Kooperation? Langfristig besteht auch der Plan, die Pacht ganz dem Team der Osteria Grütli zu übergeben. Warten wir ab, was dem umtriebigen 79-jährigen noch einfällt. Weitere Überraschungen inbegriffen.

Heinz Wetter, Pächter des Grotto „Al Pentolino“, 19.7.2024

Railway stations – to build or not to build?

Kürzlich hat die FART für verschiedene Bahnhöfe der „Centovallina“ ein Projekt zur Erneuerung der Gebäulichkeiten vorgelegt. Der architektonische Entwurf hat vor allem in der lokalen Bevölkerung hohe Wellen geworfen und es wurde eine Petition „Weitere 100 Jahre Centovallina für die Öffentlichkeit“ gestartet, um die Neubauten in dieser Form zu verhindern.

Die Kampagnenmacher Simona Procacci und Rocco Vitale argumentieren mit dem lokalen architektonischen Erbe: „Vier der neun Dörfer mit Bahnanbindung – Verscio, Intragna, Verdasio und Palagnedra – sind Teil des Bundesinventars der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz. Die Bahnhöfe harmonisieren mit dem landschaftlichen und kulturellen Kontext. Reisende finden Grünflächen und Bäume, Holz- und Granitbänke, Brunnen, und Strassenlaternen mit warmem Licht. Kleine Gebäude bieten Witterungsschutz und in einigen Fällen auch saubere Toiletten. Zur Erlangung von Barrierefreiheit sollen nun die Haltestellen der „Centovallina“ angepasst werden. Die Pläne der FART und deren Umsetzungen in Verscio und Camedo zeugen aber nicht von einem Umbau, sondern von einem Neubau mit radikalem Wechsel in Ästhetik und Funktionalität.

Ich habe mit der Unterzeichnung etwas gezögert, denn so viele Grünflächen findet man auch bei den alten Bahnhöfen nicht. Die Dächer sind meist mit Ziegeln bedeckt und nicht – wie es der Region entsprechen würde – mit Granitsteinen. Zudem scheint die Bevölkerung auch mit den neuen Zügen zufrieden zu sein und hat wohl gerne auf die Holzbänke der alten Triebwagen verzichtet. Die Welt lässt sich nicht unter Denkmalschutz stellen. Mario Leimbacher, der Zeichnungslehrer aus Intragna kommentierte bereits meinen Beitrag zum Tal der Kran-iche: „Für uns Zeichnerinnen und Zeichner sind Krane immer eine spezielle Herausforderung. Und da wir dokumentarisch und „beschreibend“ (zeichnend) wahrnehmen, sind für viele von uns Krane, Masten, Antennen, Leitungen und all die technischen Vorrichtungen ästhetisch wertvoll, ausser wir gehören zur Liga der KuhamwaldesrandmalerInnen (siehe Mani Matter). Auch bei uns in Intragna scheint das Ziel zu sein, die Leitungen in den Boden zu versenken und eine mittelalterliche Pittoreske wiederherzustellen.

Nun, ich habe auch die Meinung eines geschätzten deutschen Stadtarchitekten eingeholt, der sein Ferienhaus ebenfalls im Tal hat. Er meinte: „Ich finde es richtig die alten Bahnhaltestellen zu erhalten (und mit geringstem Aufwand behindertengerecht zu gestalten), da die Bahnstrecke ein “Gesamtwerk“ ist und dann gern heute mit topmodernen Zügen befahren wird… die jeweiligen Regionen sollten ihre Identität behalten, wie das Tessin, das Engadin… nicht nur als Denkmal, vielmehr bei Neubauten als moderne Interpretation der regionalen Typologie. Gutes Beispiel ist die Raiffeisenbank in Intragna.“

Ich denke, jede und jeder sollte sich dazu selbst eine Meinung bilden. Überzeugend ist das Argument der BefürworterInnen: „Je mehr Unterstützung wir für diese Kampagne mobilisieren können, desto grösser sind unsere Chancen, die Kampagne zu gewinnen.

Ich habe die Petition mitunterzeichnet und bin gespannt, was daraus resultiert – und natürlich auch auf eure Kommentare!

Bhf. Camedo bereits um Unterstand erweitert

Mehr über die Kampagne lesen und die Petition unterzeichnen:

Deutschsprachige Version: https://act.campax.org/p/fart-de

Italienische Version: https://act.campax.org/p/fart

Französische Version: https://act.campax.org/p/fart-fr

P.S. Wer es gerne ganz historisch mag, steigt vielleicht auf folgendes Angebot ein…

Gefunden im Blog von Kurt Hutterli „Von Tal zu Tal“: https://kurt-hutterli.ch/kvr-und-frt-4/

Neue Post und alte Schule

So sieht sie aus, die schöne neue Welt: Erst haben sie uns die Post in Borgnone genommen, dann die Post in Camedo. Sie haben das Postgebäude sogar verkauft! Dann mussten wir zur Tankstelle an der Grenze, um einen Brief zu frankieren. Nun ist auch die weg und die nächste Poststelle liegt in Intragna. Kein Wort und keinen Brief von der Post dazu. Der Bäcker bringt kein Brot mehr, der Metzger kein Fleisch, die Migros keine Lebensmittel, die Gemeinde Borgnone hat sich in Luft aufgelöst. Einzig der Kran in Lionza erinnert uns noch an die guten alten Zeiten im Tal. Wie lange wird es noch Strom geben, wie lange noch mobiles Internet, wenn die Masten am Rasa-Bähnchen vielleicht abgebrochen werden?

tempi passati…

Doch halt: Da liegen ja noch Steuer-Rechnungen der Comune und der SES im Briefkasten. Auch die Meldungen, dass das Trinkwasser gerade nicht geniessbar ist, sind dabei. Das alles stammt aus den Händen der Postboten und in Ihnen liegt vielleicht auch eine kurzzeitige hoffnungsvolle Zukunft.

Ich habe mich bei der Post in Bern telefonisch nach dem Stand der Dinge erkundigt. Sie würden sich in der Gegend zwar nicht auskennen (liegt dieses „Intrakna“ tatsächlich noch in der Schweiz?), aber sie hätten Verständnis, dass all dies für die alten, nicht motorisierten Leute schwierig sei. Bei der Medienstelle der Post fand ich dann mit der Suchfunktion und dem Stichwort „Camedo“ doch noch brauchbare Hinweise…

Tatsächlich gibt es an der Via Cadanza 7, 6659 Camedo eine Postfachanlage mit Briefeinwurf. „Den Antrag auf Eröffnung eines Postfachs können Sie entweder am Postschalter oder online stellen“ ist da zu lesen. Und im Titel einer weiteren Medienmitteilung steht dann das paradiesische Wort „Hausservice„. „Hausservice, die Post an der Haustüre: kein fester Zugangspunkt„.

Briefe und Pakete

  • Briefe und Pakete versenden
  • Briefe und Pakete empfangen
  • Briefmarken

Zahlungsverkehr

  • Bareinzahlungen in CHF (max. CHF 10’000)
  • Einzahlungen (CHF) mit Check Hausservice oder Auszahlungsschein
  • Bargeldbezug (max. CHF 10’000) mit Check Hausservice oder Auszahlungsschein

Viele Rätsel bleiben trotzdem. Allen voran, wie merkt der Postbote, dass ich ihm ein Paket mitgeben will? Sollte ich im Regen vor der Haustüre stehen und warten oder genügt ein Zettel am Briefkasten? Solche Instruktionen wären wertvoll. Auch wie man einen „Check Hausservice oder Auszahlungsschein“ bekommt. Vielleicht weiss die Helpline der Post mehr: +41 848 888 888

Bereits mehrmals habe ich mich auch an Google Maps gewandt. Die Strassennamen und Hausnummern im Alta Centovalli fehlen, obwohl diese seit einigen Jahren vom Kanton geändert wurden. Dies ist ein grosses Problem für die Lieferdienste DHL, UPS usw. Sie können die Pakete nicht zustellen, nehmen sie wieder mit auf eine Abholstelle in Locarno/Ascona oder lassen sie auf den Dorfplätzen liegen. Du kannst den Unterschied der Karten selbst überprüfen. Bei Google Maps sieht das so aus. Bei SwissTopo sieht es am Beispiel von Costa Borgnone so korrekt aus.

Vor lauter Post hätte ich die „alte Schule“ fast vergessen… Wer etwas italienisch kann oder einige ältere, vielleicht bereits verstorbene Leute aus dem Tal kennt, wird sich über dieses Video der Gemeinde Centovalli sicher freuen.

P.S.: Als Nachtrag zum letzten Blog über die hundertjährige Centovallina:
Der Beitrag von „Schweiz aktuell“ vom 12. Februar 2024 zur abermaligen Feier des Jubiläums…