Nach dem Jahr-Hundertwasser in diesem Sommer sieht es doch nochmals nach feucht-heissen Tagen aus, an denen eine schattige, nicht allzu steile Wanderung gefragt ist. Es ist ein Klassiker für Besucher der Centovalli, auch wenn der Start- (oder) Zielpunkt im Onsernone-Tal liegt. Eine recht gemütliche Angelegenheit, die historische Gedanken anregt, aber auch an einer interessanten zeitgenössischen Einrichtung vorbeiführt.
Um ohne waghalsige Autofahrt nach Loco zu fahren, nimmst Du am besten frühmorgens das Postauto von Intragna Ponte Richtung Spruga bis zur Haltestelle Loco Chiesa. Dann etwas in Fahrtrichtung gehen, um sich linkerhand einen feinen Espresso und ein Cornetto vuoto zu genehmigen. Passend zur Wanderung ist auch ein Besuch im Onsernone Museum zu empfehlen. Bis zum 31. Oktober 2021 ist dort die temporäre Ausstellung „Onsernone – gestern und heute: Transformationen im 20. Jahrhundert“ zu sehen.
Entweder zurück oder durch das Dorf gehen, um einen der linkerhand liegenden Wanderwege hinunter zum Fluss Isorno und über die Brücke bei Niva zu nehmen. Danach folgt der einzige etwas anstrengende Aufstieg unter dem kühlenden Blätterdach des Waldes, immer Richtung Intragna. Der wunderschöne alte Steinweg, der früher dem Transport von Stroh-Hüten und Stroh-Bändern aus dem Onsernone-Tal in die weite Welt diente, steht heute nur noch Wanderungen zum Zeitvertreib zur Verfügung. Der Journalist Alex von Roll hat dazu einen bemerkenswerten, aber auch fröhlichen Bericht geschrieben (unbedingt lesen) und errechnet, dass die Gestaltung eines solchen Weges heute über 5 Millionen Schweizer Franken kosten würde. Um allein die jährlichen Betriebskosten zu finanzieren, müsste jeder Wanderer 27 Franken für die Benutzung des Wegs bezahlen. Eine nachdenklich stimmende Berechnung.
Nach einiger Zeit erblickst Du linkerhand und völlig unerwartet eine gepflegte Anlage, Baumhotel inklusive. Du bist in „Vosa di dentro„. Die Einrichtung bietet ein Time Out für junge Erwachsene mit einer strafrechtlichen oder erzieherischen Massnahme, samt ärztlicher und psychiatrischer Begleitung und baut weitgehend auf Selbstversorgung. Falls Du einen Rucksack mit dabei hast, kannst Du aber auch vom feinen Kastanien-Honig kaufen. Weiter geht’s bis zur Kapelle von Vosa, wo Du auf dem schönen Vorplatz rasten kannst.
Munter weiter und bergab geht es über Costa Pila nach Intragna, wo Du Deine Reise mit einem Besuch im Museo Centovalli e Pedemonte abschliessen kannst. Alternativ lockt auch vielerorts ein kaltes Bierchen oder ein erfrischendes Gazosa Mandarino.
Schreib mir bitte einen Kommentar, wie Dir die Wanderung gefallen hat oder was Du noch weiter entdeckt hast.
Hallo Robert
Den Weg schon vor ca. 40 Jahren das erste mal gelaufen.
Seit da schon einige Male , allerdings immer in der anderen Richtung , da wir von Mattoni / Calezzo her kommen.
Der Schlussaufstieg von der Brücke ins Dorf ist dann bei Sonne schon etwas happig .
Aber immer eine schöne Wanderung.
Wandergrüsse Thuri
Hallo Robert!
Deine Begeisterung für diesen Wanderweg springt beim Lesen des Textes förmlich ins Auge und animiert auf der Stelle zur Nachahmung. Es war wieder einmal ein „Wink mit dem Zaunpfahl“; ein
Vorhaben, das seit über einem Jahrzehnt geplant, aber bisher nie durchgeführt wurde.
Danke für den Tritt…
Liebe Grüße
Maria
Schreib mir bitte einen Kommentar, wie Dir die Wanderung gefallen hat…
Toll wars!