Es war einmal ein Strahler namens Fabio Girlanda, der fand vor 10 Jahren einen mehrere Zentimeter grossen, perfekt geformten Zirkon auf einem Pegmatit* im Centovalli. Ein Fall von mineralogischem Gigantismus, den man so in den Alpen noch nicht gesehen hat. Zirkon ist vor bis zu 4,4 Milliarden Jahren entstanden; es ist das älteste bekannte Mineral der Erde. Dazu gesellten sich noch andere Mineralien, die man für die Schweiz noch nicht kannte (Cancrinit, Sodalith) oder sehr selten antrifft wie der Nephelin.
Der heute fünfzigjährige Fabio Girlanda ist verheiratet und Vater zweier Kinder. Er betreibt eine eigene Website und darf stolz auf den grössten Mineralienfund eines Zirkone (9cm!) in Mitteleuropa zurückblicken.
*griech.: pegma = Bindung, Rahmenwerk) Pegmatite sind plutonische Ganggesteine, die durch Grob- bis "Riesenkörnigkeit" (im Zentimeter- bis Meterbereich) gekennzeichnet sind und in der Endphase der Tiefengesteinskristallisation aus Restschmelzen entstanden sind.
Es ist die Chronik einer speziellen Entdeckung an den schroffen Hängen der Centovalli im Tessin, wo man auf einem Stück Erdmantel spazieren kann. Das drei Zentimeter grosse, rosarote Fragment wurde am Museum in Genf mit Hilfe von Röntgenstrahlen bestimmt: Es handelte sich um einen Zirkon, zwar ein häufiges Mineral, jedoch meistens nur sehr klein. Da das Fragment in einem Bachbett gefunden worden war, musste Fabio Girlanda unbedingt die Stelle finden, wo dieses kleine Teil abgebrochen war.
Es dauerte drei Jahre, um den ersten Aufschluss an den Hängen des Monte Gridone zu finden . Am Grund einer kleinen Pegmatitader befand sich ein enormer, perfekt geformter und roter Zirkonkristall, der im Sonnenlicht glänzte. Im Boden hatte es weitere bemerkenswerte gut kristallisierte Stücke – es war wie bei einer Kartoffelernte, zwischen den schmutzigen Fingern die schweren Kristalle … Dieser erste Aufschluss wurde «Felices Lager» genannt, in Erinnerung an Felice Guerra, der bei einem Verkehrsunfall einige Jahre davor ums Leben gekommen ist. Er war der Cousin von Fabio Girlanda, dem er jeden Winkel des Centovalli gezeigt hatte. Im darauffolgenden Jahr wurde nach unzähligen Exkursionen eine zweite Pegmatitader entdeckt. Auch da fanden sich mehrere Zentimeter grosse Zirkone auf einem weissen Gestein aus Albit und Nephelin.
"Zirkone sind eine Art geologische Uhr. Der Kristall enthält meist ein wenig Uran, das sich durch radioaktiven Zerfall in Blei umwandelt. Indem man den Stand des Uranzerfalls misst, kann man das Alter des Minerals und des Umgebungsgesteins berechnen. Erste wissenschaftliche Untersuchungen an den Centovalli-Zirkonen haben ein Alter von rund 210 Millionen Jahren ergeben. Zirkone besitzen eine weitere faszinierende Eigenschaft: sie leuchten hellgelb unter ultraviolettem Licht. Weltweit gibt es nur ganz wenige Mineralien die leuchten. " Zitatquelle: Binniger Anzeiger
Der Text ist dem Beitrag von Fabio Girlanda und Marco Antognini „Aussergewöhnliche Zirkone aus dem Centovalli“ im „Schweizer Strahler“ frei entnommen. Im PDF findest Du weitere Erläuterungen und die ganze Geschichte zum Fund.
«….vi sono uomini che vanno cercando cristalli, calandosi, appesi a corde, nelle inaccessibili gole delle Alpi…. » Plinio il Vecchio, 1° secolo d. C.
Kristallsucher/Strahler – Zeichnung von A.K.H. Mosengel (1837-1856)