Mehr als ein Monat ist seit dem Felssturz im Val Vigezzo vergangen und es wird noch länger dauern, bis wieder ein Zug oder ein Auto die Schweizer Grenze passiert.
Die beste Gelegenheit, die gespenstisch einsam anmutende Landesgrenze zu Fuss zu überschreiten und eine kleine Wanderung ins Niemandsland zu unternehmen. Nur wenige Meter der SS37 entlang zweigt rechts ein Wanderweg nach Olgia und Dissimo oder gar bis nach Rè ab. Der gut erhaltene Römerpfad ist leicht zu begehen. Nach einem steilen Anstieg durch den Wald mit schönen Ausblicken auf den Melezzo (der Fluss heisst im Centovalli „die Melezza“) hinunter führt Dich der Weg gemächlich in 40 Minuten nach Olgia.
Das kleine Dorf Olgia, das Gegenüber des schweizerischen Costa Borgnone sopra Camedo, ist ebenso ausgestorben wie der Grenzbereich. Der einzige Mensch, den ich dort sehe, ist eine Frau, die im unteren Dorfteil in der Türe steht. Auf mein Zurufen und Winken gibt’s aber keine Reaktion. Bin ich der Geist? Einzig ein paar Autos stehen auf dem Dorfplatz. Diese passen wohl zu den Motorrädern, die ich am Anfang des Weges gesehen habe. Ein paar clevere Italiener werden wohl mit dem Auto von Domodossola nach Olgia fahren und von dort mit der Enduro zur Grenze hinunter wo ein zweites Auto zur Weiterfahrt nach Locarno steht.
Eine traurige Geschichte für die Menschen beidseits der Grenze. Die Italiener fühlen sich hier wohl noch stärker am Ende der Welt, als die Schweizer. Hoffentlich hat diese Sperre für Strasse und Centovallina bald ein Ende…