Kürzlich hat die FART für verschiedene Bahnhöfe der „Centovallina“ ein Projekt zur Erneuerung der Gebäulichkeiten vorgelegt. Der architektonische Entwurf hat vor allem in der lokalen Bevölkerung hohe Wellen geworfen und es wurde eine Petition „Weitere 100 Jahre Centovallina für die Öffentlichkeit“ gestartet, um die Neubauten in dieser Form zu verhindern.
Die Kampagnenmacher Simona Procacci und Rocco Vitale argumentieren mit dem lokalen architektonischen Erbe: „Vier der neun Dörfer mit Bahnanbindung – Verscio, Intragna, Verdasio und Palagnedra – sind Teil des Bundesinventars der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz. Die Bahnhöfe harmonisieren mit dem landschaftlichen und kulturellen Kontext. Reisende finden Grünflächen und Bäume, Holz- und Granitbänke, Brunnen, und Strassenlaternen mit warmem Licht. Kleine Gebäude bieten Witterungsschutz und in einigen Fällen auch saubere Toiletten. Zur Erlangung von Barrierefreiheit sollen nun die Haltestellen der „Centovallina“ angepasst werden. Die Pläne der FART und deren Umsetzungen in Verscio und Camedo zeugen aber nicht von einem Umbau, sondern von einem Neubau mit radikalem Wechsel in Ästhetik und Funktionalität.„
Ich habe mit der Unterzeichnung etwas gezögert, denn so viele Grünflächen findet man auch bei den alten Bahnhöfen nicht. Die Dächer sind meist mit Ziegeln bedeckt und nicht – wie es der Region entsprechen würde – mit Granitsteinen. Zudem scheint die Bevölkerung auch mit den neuen Zügen zufrieden zu sein und hat wohl gerne auf die Holzbänke der alten Triebwagen verzichtet. Die Welt lässt sich nicht unter Denkmalschutz stellen. Mario Leimbacher, der Zeichnungslehrer aus Intragna kommentierte bereits meinen Beitrag zum Tal der Kran-iche: „Für uns Zeichnerinnen und Zeichner sind Krane immer eine spezielle Herausforderung. Und da wir dokumentarisch und „beschreibend“ (zeichnend) wahrnehmen, sind für viele von uns Krane, Masten, Antennen, Leitungen und all die technischen Vorrichtungen ästhetisch wertvoll, ausser wir gehören zur Liga der KuhamwaldesrandmalerInnen (siehe Mani Matter). Auch bei uns in Intragna scheint das Ziel zu sein, die Leitungen in den Boden zu versenken und eine mittelalterliche Pittoreske wiederherzustellen.„
Nun, ich habe auch die Meinung eines geschätzten deutschen Stadtarchitekten eingeholt, der sein Ferienhaus ebenfalls im Tal hat. Er meinte: „Ich finde es richtig die alten Bahnhaltestellen zu erhalten (und mit geringstem Aufwand behindertengerecht zu gestalten), da die Bahnstrecke ein “Gesamtwerk“ ist und dann gern heute mit topmodernen Zügen befahren wird… die jeweiligen Regionen sollten ihre Identität behalten, wie das Tessin, das Engadin… nicht nur als Denkmal, vielmehr bei Neubauten als moderne Interpretation der regionalen Typologie. Gutes Beispiel ist die Raiffeisenbank in Intragna.“
Ich denke, jede und jeder sollte sich dazu selbst eine Meinung bilden. Überzeugend ist das Argument der BefürworterInnen: „Je mehr Unterstützung wir für diese Kampagne mobilisieren können, desto grösser sind unsere Chancen, die Kampagne zu gewinnen.„
Ich habe die Petition mitunterzeichnet und bin gespannt, was daraus resultiert – und natürlich auch auf eure Kommentare!
Mehr über die Kampagne lesen und die Petition unterzeichnen:
Deutschsprachige Version: https://act.campax.org/p/fart-de
Italienische Version: https://act.campax.org/p/fart
Französische Version: https://act.campax.org/p/fart-fr
P.S. Wer es gerne ganz historisch mag, steigt vielleicht auf folgendes Angebot ein…
auch die station Corcapolo soll umgebaut werden (gem. umbaukalender im zug) und bei der station sind schon blaue markierungen angebracht worden. ich möchte allzu gerne wissen, wie ein/e rollstuhlfarer/in den steilen weg hochkommen soll. auch mit elektrischem rollstuhl ist das unmöglich. zudem ist die kantonsstrasse unten ohne trottoir, dafür mit vielen raser/innen, extrem gefährlich.