Hoch oben am Weg nach Motto di Dórca, verborgen in den dichten Wäldern des Valle di Remo, einem Seitental des Centovalli, entfaltet sich ein kleines Paradies. „In Ögna“, ein Flecken, den Du nicht zufällig findest, sondern den Du in schweisstreibenden Stunden erwanderst, um im Berg-Ashram „Ananda Dham“ spirituelle Einkehr zu halten und Verbindung zu Deinem Schöpfer zu suchen. Es ist das Blumendorf einer kleinen, bunten Gemeinschaft, die dort ein Sri Krishna zugewandtes, bescheidenes Leben führt. Einer von ihnen ist der Mönch Krishna Chandra, der den Ashram mit gegründet hat und dich fröhlich lachend dort empfängt.
Anuradha eine Mönchin, die seit 5 Jahren in der Abgeschiedenheit von Ananda Dharm lebt, führte mich durch die Räumlichkeiten, den Tempel, die Küche, die Bibliothek und den Garten, der wichtige Teile der Selbstversorgung ermöglicht. Viel bewegender als diese Führung war aber für mich das persönliche Gespräch und die Erfahrung der Authentizität meiner Gesprächspartnerin – beeindruckt von ihren spirituellen Gedankengängen. Ganz bei sich selbst, aber mit aller Herzlichkeit habe ich mich bei ihr willkommen gefühlt. Mehr als nur etwas Sehnsucht kam auf, mir selbst einmal eine Auszeit für eine Veranstaltung im Ashram zu nehmen, weg von der Alltagshektik und auf zur Sinnsuche in mir selbst. Du findest, das töne nun etwas esoterisch? Das ist es ganz und gar nicht. Das Leben im Ashram ist stark geerdet, nicht Götterverehrung ist das Ziel, sondern Zwiesprache mit sich selbst, Stille.
Morgens um vier Uhr versammeln sich die Mönche zum Gebet und nehmen viel später schweigend ein einfaches Frühstück ein. Nach dem Studium der Sanskrit-Schriften dient der Nachmittag alltäglicher Arbeit: den Blumen im wunderbaren Garten, dem Unterhalt des Geländes, dem Waschen und Kochen oder den verschiedenen Veranstaltungen und dem Bhakti-Yoga. Die sorgfältig gestaltete Website gibt Auskunft zu allen Aspekten. https://www.ananda-dham.com/
Krishna Chandra arbeitet(e) sowohl in Indien, als auch in der Schweiz als Sterbebegleiter. Wenn er in Indien die Asche eines Verstorbenen in den Ganges streute, sinnierte er, dass sich der Mensch doch recht viele Sorgen um dieses Häufchen Asche gemacht habe. Sorglosigkeit ist eines seiner obersten Ziele, doch nicht Sorglosigkeit seinen Mitmenschen oder der Umwelt gegenüber. Als vegane Gemeinschaft hat das Ashram auch schon spektakuläre Aktionen zur Bewusstmachung unseres Fleischkonsums und zum sinnlosen Schlachten von Tieren gemacht. Der gebürtige Zürcher Krishna Chandra forderte einmal bei einer Kundgebung auf dem Paradeplatz die Deklaration auf allen Fleischpackungen: „Fleisch ist tödlich fürs Tier. Es ist die grösste Verschwendung von Nahrungsmitteln und ist schädlich für Deine Gesundheit“.
Mir scheint, es ist der Höhepunkt der Spiritualität in diesem Tal, denn gemäss den gelebten Lehren des „Sanatan-Dharma“ ist das Ashram weder Sekte noch dogmatische Religion. In der Vaishnava-Welt, der Tradition des theistischen Hinduismus ist der Ort als kontemplative Stätte zur Besinnung und Ausrichtung zu verstehen, wo Meditation, Einkehr nach innen und Stillepraxis im Dienste der Suche nach einer lebendigen Beziehung mit Gott (in Gestalt von Radha und Krishna) gelebt wird. Herzlichen Dank Anuradha, herzlichen Dank Krishna Chandra, dass ich ein paar Stunden von eurem Leben teilen durfte!
Es ist wichtig, für einen Besuch des Ashrams vorgängig anzufragen und sich entsprechend anzumelden: https://www.ananda-dham.com/anmeldung-kontakt/ oder +41 77 531 45 66. Da der normale Weg infolge Unwettern abgerutscht ist, beachte bitte die Angaben auf der Website, um die Alternativroute zu begehen. Ananda Dham ist auch als Verein organisiert. Es gibt darüber hinaus sehr viele dem Ashram nahestehende Menschen.
Texttafeln begleiten den Weg zum Ashram und regen zum Nachdenken an.
„Eine Seele, der Freiheit nicht einfach nur ein theoretisches Wort ist, sondern die sie wirklich zu leben gedenkt, soll in ihrem Haus genau wie ein Gast leben. Das bedeutet, ohne ein Eigentumsrecht oder Besitzanspruch und ohne ein Identitätsgefühl darin. Auf diese Weise wird sie nie gebunden von häuslichen Angelegenheiten.“
(Srimad Bhagavatam 11.17.54)