Es war einer der letzten schönen und warmen Herbsttage im Centovalli, als mir gemeinsam mit vielen anderen Besucher*innen Emotionen einer Kultur vermittelt wurden, die nicht nur Wärme und Schönheit, sondern auch Schrecken birgt. Im Kulturdorf Terra Vecchia gedeiht wohl eines der speziellsten Projekte im Tal. Es sind zwei Frauen, die sich prozesshaft dem weiten Feld zwischen jungen Erwachsenen mit Migrationshintergrund, Natur und Abgeschiedenheit des Dorfes, Handwerk und Künstler*innen, gemeinschaftlichem Leben und der Tessiner Bevölkerung verschrieben haben. Sie arbeiten für bescheidenen Lohn, aber mit reichlich innerem Feuer. Barbara Balba Weber, die Musik- und Kulturvermittlerin und Lea Stocker die interkulturelle Psychiaterin.
Afghanische Migrant*innen und Kunststudent*innen wie soll das zusammen gehen? Ganz gut! Die ausgestellten Werke und Installationen zeugen von Schicksalsverarbeitung, neuer Hoffnung in einem anderen Land, Spielfreude, Emotionen und gegenseitigem Lernen. Keine Therapiestation, kein Ferienpark, sondern professionelle Arbeit gemäss einem prozessorientierten pädagogischen Konzept. Die Migrant*innen, die im Wochenturnus während drei Tagen in Terra Vecchia leben, finden mit Theaterimprovisation, Video- und Klanginstallationen, Social Media und handwerklich künstlerischen Arbeiten neue Erfolgserlebnisse. An diesem Herbstwochenende haben sie ihre künstlerischen Arbeiten zu «Emigration früher und heute» gezeigt. Demnächst soll das Buch «Terra Vecchia Story» aus dieser Arbeit veröffentlicht werden.
Ein schönes Beispiel der kulturpädagogischen Arbeit ist die eigens entwickelte Methode des «Story telling». Sie ermöglicht den Teilnehmenden ihre eigene Geschichte im sozialen Setting, mit Emotionen aber auch künstlerisch zu verarbeiten und ihre Erlebnisse aus der Distanz zu beschreiben: Es war einmal…
Wenn es der 23-jährige Ahmadi Mohammad Nabi schafft, dem Publikum am heutigen Tag eine spontane Ansprache als Dank für seine positiven Erlebnisse in der fremden Welt zu machen, ist das ein grosser Schritt für einen afghanischen Geflüchteten. Von einer Bergwelt zur andern, aber auch von einer Kultur in eine ganz andere. Es ist die Ernte einer Arbeit weit abseits, die im Kleinen zu einer besseren Welt führt.
Das afghanische Lied «Mein Land» verkörpert den Schmerz zum Verlust des Heimatlands der Migrant*innen und löst diese Gefühle auch in der hiesigen Kultur aus.
Getragen wird das Projekt von der Stiftung «Terra Vecchia Villagio», begleitet durch deren Stiftungsratsmitglied Stefan Schwarz und einen fachlichen Beirat. Spenden sind willkommen an: UBS Zürich, IBAN: CH54 0024 6246 3419 0402 N
Mit den nachstehenden Links findest Du weitere interessante Informationen und mit den Audio- und Videobeiträgen einen besseren Einblick in das Projekt. Der Einbezug der Öffentlichkeit wird weiter gesucht. Es wird auch nächstes Jahr wieder „Tage der offenen Werkschau“ geben. Stay tuned!
Beitrag des Schweizer Fernsehens zur Kulturvermittlung im Kulturdorf Terra Vecchia
Kurzfilm „Cultural Village Terra Vecchia“ auf dem YouTube-Kanal
Vielen Dank für diese Mail – schade, dass ich schon 85 Jahre alt bin!
Ich denke immer noch sehr sehr gern an die jahrelangen schönen Zeiten im Centovalli zurück, die ich und meine Frau dort verbringen konnten und wo ich auchGelegenheit fand, , viele meiner Skulpturen zu schaffen. Ein tollesProjekt, dem ich alles Gute wünsche.
Nach dem Tod meiner Frau 2020 habe ich jetzt Jessiden, Kurden und Kossovaren zum Deutschunterricht im Haus. ( diese eigentlich unnötigen Kommentarteile nur , weil ich denke, vielleicht dem einen oder anderen Freund und Bekannten in Costa Di Borgnone auf diese Weise ein Lebenszeichen geben zu können).