Wie Erica auf den Esel kam
In Cavigliano, fast unten an der Melezza, ist ein wunderlicher und wundersamer Paradiesgarten zu finden. Die Asiniera der Erica Bänziger mit ihren gar nicht so störrischen, aber oft unterschätzten Vierbeinern. Sie heissen Camilla, Bella, Ronja, Bobbie, Ciccio, Stella, Isabella und Smilla – und bereiten nicht nur ihrer Besitzerin viel Freude. Doch der Reihe nach…
Erica Bänziger, die Wildkräuter-Expertin, Kochbuchautorin, Ernährungsberaterin und Dozentin hat mindestens eine grosse Liebe: ihre Esel. Vor über 20 Jahren hat sie die ersten Tiere für ihre Kinder erworben. Was für eine schöne Kindheit muss das gewesen sein, auf dem Rücken von Eseln die Welt zu entdecken! Heute sind es acht Tiere inklusive einer Gross-Eselstute aus der französischen „Baudet de Poitou“, einer vom Aussterben bedrohten Rasse.
Da Esel gar nicht arbeitsscheue Tiere sind, müssen sie ständig beschäftigt werden. Dazu gehört neben dem Lasten tragen auch das Reiten mit Kindern und natürlich das gestreichelt und gestriegelt werden. Nur beim Fressen ist Vorsicht geboten, denn Esel sind Wüstentiere und sollten nicht zu lange auf der Wiese schmatzen, um Übergewicht und Krankheiten vorzubeugen.
Esel haben eine lange und ehrenvolle Geschichte hinter sich – wie im interessanten Artikel der NZZ nachzulesen ist – und haben es nicht verdient, als Salami-Lieferanten degradiert zu werden. Dem entgegenzuwirken ist wohl die Hauptmotivation von Erica Bänziger. Die meisten ihrer Tiere hat sie vor dem Schlachthof gerettet und bei sich aufgenommen. Immer wieder erhält sie Anfragen für weitere Tiere. Leider ist die Bewilligung für ihren Stall auf 8 Esel beschränkt.
Die Herbstferien stehen bevor und was könnte es Schöneres geben, als den Kindern einen Eselritt zu gönnen. Für ein gerechtes Entgelt kann man die Esel für ein paar Stunden mit oder ohne Begleitung von Erica mieten. Ein Helm und gute Schuhe sollten allerdings dabei sein. Es ist zwar nicht mit einem Eseltritt zu rechnen, aber wenn das Tier erschrickt, könnte – zwar sehr selten – auch mal ein Abwurf resultieren. Für Erwachsene bietet sich das Eseltrekking an, sogar über mehrere Tage und wer Lust hat, bis hinauf zum Monte Comino. Wenn Du dann Deine Liebe zu den Eseln entdeckt hast, möchtest Du vielleicht sogar eine Patenschaft für einen der Graubeiner übernehmen. Um die Finanzierung des Winterfutters sicherzustellen sind Spenden stets willkommen.
Manchmal dürfen die Tiere auch grössere Ausflüge unternehmen. Diesen September gings nach Mendrisio, wo die geduldigen Esel am traditionellen Volksfest „Palio di Mendrisio“ teilnehmen konnten.
Die Esel sind die Leidenschaft von Erica Bänziger. Ihr berufliches Universum hat aber noch viele andere Standbeine. In ihrer Tätigkeit als Ernährungsberaterin betreibt sie das Gesundheitsstudio Olivo, wo auch interessante Kurse angeboten werden. Als Kräuterexpertin schreibt sie seit vielen Jahren Kochbücher, ob zur „Geissechuchi“, „Hausgemachtem“, „Marroni“, „Wildkräuter-, Knoblauch- oder Naturküche“ und vielem anderem mehr. Weiter dazu gehören Kochkurse oder Wildkräuter-Führungen, die bei ihr gebucht werden können.
Zu finden ist ihr Gesundheitsstudio mit diesem Plan und das kleine Esel-Paradies hier.
Und das möchte Dir Erica Bänziger zum Schluss noch mitgeben:
Esel, das oft vernachlässigte Salami-Tier
Immer wieder erfahre ich, oft über diverse Umwege von Eseln im Tessin, die einfach schlechte, ungepflegte Hufe haben. Die Hufe sind aber die Visitenkarte eines gesunden Esels, denn sie müssen regelmässig 3- 4 Mal pro Jahr von einem Fachmann, einem Hufschmied, je nach Beanspruchung, geschnitten werden. Dies kostet pro Esel ca. 50 Franken. Das macht dann pro Jahr 200 Franken. Wer aus den Eseln aber eventuell nur Salami machen möchte, was leider im Tessin immer noch sehr oft der Fall ist, der spart sich gegebenenfalls dieses Geld! Ferner sollten Esel nie ganztägig auf grünen Wiesen oder Weiden stehen, nicht den ganzen Sommer, sie dürfen wegen ihres Stoffwechsels, der an die Wüstenrandgebiete angepasst ist, nur wenig und karges Grünes fressen. So schön ein Esel auf einer grünen Weide auch aussieht, es tut ihm nicht wirklich gut, den ganzen Tag auf einer fetten Schweizer Wiese mit grünem Gras zu weiden. Esel brauchen daher auch hier bei uns karges Futter! Viel Raufutter, Zweige, Fasern und Stroh. Bei einer zu üppigen Grasfütterung werden sie krank, sie bekommen schmerzhafte Hufrehe und werden auch rasch übergewichtig! Speck am Hals. So werden Esel dann leider auch nicht so alt wie sie es eigentlich werden könnten. Denn die Fettsucht kostet sie wertvolle Lebenszeit. In der Schweiz werden Esel wegen falscher Haltung oft nur 16 Jahre alt, obwohl sie bis zu 40 Jahre alt werden könnten. Liebe Leser, wenn Sie Esel sehen, schauen Sie die Hufe an und wenn sie der Meinung sind, diese sind zu lang, versuchen sie den Besitzer zu kontaktieren und notfalls eben auch den Tierschutz. Der Tierschutz, beziehungsweise das kantonale Veterinäramt, reagiert aber aus Erfahrung leider eher oft träge. Man muss dort ein Formular ausfüllen und Angaben zum Standort der Esel und Namen des Besitzers machen! Also gegebenenfalls auf der Gemeinde nachfragen wie der Besitzer heisst. Ich nehme immer zuerst mit dem Besitzer Kontakt auf, der Hufschmied ist gegebenenfalls schon bestellt, aber nachfragen dürfen Sie immer. Und füttern sie bitte Esel niemals mit Brot. Haben Sie kein Mitleid mit ihnen, wenn sie nicht auf einer grünen Wiese stehen, streicheln Sie sie, das haben Esel sehr gerne. Danke im Namen der Langohren.
erica@biogans.ch
Tel: +41 91 796 28 61
6652Tegna
In eigener Sache: Im Menu „Wissenswertes aus dem Tal“ gibt es neu die Rubrik „Aktuelles und Veranstaltungen“: https://centovalli-tessin.ch/news-und-aktuelle-veranstaltungen/
Schau doch mal vorbei, es sind gerade die schönsten Zugfahrten mit der Centovallina angekündigt…
erfahrung mit 2beinigen eseln gehört ja leider zum alltag. über die richtigen pedemonte esel und deren fürsorgende erica bänziger zu lesen und dabei noch was zu lernen, ist da schon viel angenehmer.
dank an den schreiber, frau bänziger und die esel!
… ein interessanter und aufschlussreicher Bericht. Insbesondere die persönliche Empfehlung von Erica Bänziger zur Lebensweise der Esel und Fütterungshinweise.
Danke Lorenzo für den netten Kommentar, ich freue mich wenn die Menschen mehr über Esel erfahren, dann macht meine Arbeit Sinn.
Mehr Infos auch gerne per Mail direkt bei mir.
Erica