Am 18. Juni lud die Fondazione Casa Tondü di Lionza zur Video-Pressekonferenz: Der Palazzo Tondü an einem entscheidenden Wendepunkt – Il restauro di palazzo Tondü ad una svolta decisiva. Ein ambitionierter Ideen-Wettbewerb soll die Zukunft der alten Gemäuer sichern. Das Communiqué im originalen Wortlaut (oder in italienischer Sprache):
Die imposante weisse Silhouette eines stattlichen Gebäudes dominiert die Kirche des Dorfes Lionza im oberen Centovalli, auf 775m Höhe und 20 km von Locarno entfernt, gegenüber den schroffen Gipfeln des Ghiridone. Es handelt sich um den Palazzo Tondü, der in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts von einer in das Herzogtum Parma emigrierten einheimischen Familie erbaut wurde und später in das Eigentum der Grundbesitzer des Dorfes überging, die ihn über zweihundert Jahre lang verwalteten. Der Palazz, so der heutige Name, den die Bewohner der Region verwenden, hat die Jahrhunderte ohne nennenswerte Eingriffe überstanden, ohne dass sich sein Ursprungszustand verändert hätte: Dieses aussergewöhnliche Zeugnis der Tessiner Auswanderung nach Italien ist daher logischerweise Teil der auf kantonaler Ebene geschützten historischen Denkmäler. Die Gestaltung des Bauwerks, das aus drei miteinander verbundenen Gebäuden besteht und sein architektonischer Wert verleihen ihm einen einzigartigen Charme. Die Stiftung Casa Tondü in Lionza, derzeitige Eigentümerin des Palazzo, möchte ihm seinen früheren Glanz zurückgeben, indem sie einen Ideenwettbewerb ausschreibt, bei welchem seine zukünftige Funktion und Verwaltung definiert werden soll. Abgesehen von den offensichtlichen patrimonialen und historischen Gründen, die die Stiftung dazu veranlasst haben, Projekte ermitteln zu wollen, gibt es auch Gründe, die mit der sozioökonomischen Entwicklung des Centovalli zusammenhängen. Unterstützt wird sie zudem von verschiedenen kantonalen Stellen und der Gemeinde Centovalli. Unabhängig von der genauen Bestimmung der Struktur, die der Wettbewerb ermitteln will, könnte die Renovierung des Gebäudes ein Pluspunkt im touristischen Gesamtangebot der Region sein, in der Projekte dieser Grösse fehlen. Die Phasen der Restaurierung und die Vorbereitung des Palazz auf seine neue Rolle werden von der Stiftung verfolgt und gestützt und vom öffentlichen Sektor unterstützt. Der Wettbewerb soll Vorschläge von jedermann sammeln, der bereit ist, sich auf ein anregendes Abenteuer einzulassen, das die Nutzung eines historischen Gebäudes und die Möglichkeit der Zusammenarbeit mit der Stiftung verspricht. Diese garantiert die besten Nutzungsbedingungen.
Der Wettbewerb findet vom 18. Juni bis zum 30. November 2020 statt und ist mit 20’000 Franken dotiert, um dem siegreichen Teilnehmer die Möglichkeit zu geben, seine Vorstellungen der Bestimmung und Verwaltung des Palazzo Tondü zu vertiefen. Die Ausschreibung des Wettbewerbs kann auf der Seite www.palazzotondu.ch heruntergeladen werden, wo man alle nötigen Informationen für die Teilnahme findet. Während des Sommers werden denjenigen die dies wünschen, verschiedene Besuchsmöglichkeiten angeboten. Für weitere Informationen per E-Mail an: fondazione@palazzotondu.ch Die offizielle, bebilderte Präsentation ist hier zu sehen.
Nach dem Scheitern des Nationalparkprojekts sind neue Ideen und Projekte für das Centovalli dringend gefragt. Ein Tal-Museum gibt es zwar schon in Intragna und die Accademia Dimitri ist seit langem in Verscio beherbergt. Vielleicht sind es auch die fehlenden öffentlichen Verkehrsmittel zu den Dörfern Lionza, Borgnone, Costa, Moneto, Palagnedra und Bordei, die mehr Leben und Tourismus ins Tal bringen könnten. Auch Einkaufsmöglichkeiten fehlen nach Intragna westwärts fast vollständig. In der vom Corona-Virus bewegten Zeit denken viele Menschen über ein Leben abseits der überteuerten und überfüllten touristischen Zentren nach. Doch es braucht Infrastruktur – auch schnelles Internet – um die Menschen in die wilde Schönheit der Centovalli zurückzuholen, mit Arbeitsplätzen und bezahlbarem Wohnraum.
Du hast Ideen? Bereit für einen grossen Wurf? Dann nichts wie los und auf zum Palazz!